Systemisches Familientraining

Inhaltsverzeichnis

  1. Worum geht es?
  2. Wer sind wir?
  3. Wodurch zeichnet sich unser Leitbild aus?
    3.1 Wir unterstützen die individuelle Ich-Optimierung
    3.2 Wir loben lieber anstatt zu strafen
    3.3 Wir verfolgen eine klare Linie mit Herz
    3.4 Niemand lebt in einem luftleeren Raum
    3.5 Wir haben die Leidtragenden im Blick
  4. Welche Ziele verfolgen wir mit unserem Familientraining?
  5. Wie wollen wir diese Ziele erreichen?
    5.1 Kinder-/Jugendlichenebene
    5.2 Elternebene
    5.3 Familienebene
  6. Mit wem wollen und können wir diese Ziele erreichen?
  7. Wie sehen unsere Rahmenbedingungen aus?
  8. Kontakt

1. Worum geht es? 1

Verschiedene Einflussfaktoren haben zur Folge, dass Kinder und Jugendliche zunehmend Schwierigkeiten haben, sich „regelkonform“ verhalten zu können.  Diese Faktoren resultieren aus sozioökonomischen und sozialräumlichen, aber auch migrations- und sozialbedingten sowie kultur- und milieuspezifischen Einflüssen, denen die Kinder und Jungendlichen in ihrem spezifischen Umfeld unterliegen. Die Herstellung einer stabilen Balance zwischen Regeln und Normen der Gesellschaft zum einen, und ihrem tatsächlichen Gefühlsmoment zum anderen, fällt oft schwer. Demütigungen, mangelnde Sprach- bzw. Ausdruckskompetenz und eine geringfügige Ich-Stärke gipfeln häufig in gewaltvolle Auseinandersetzungen mit dem sozialen Umfeld. Als Resultat schlechter Erfahrungen im Umgang mit dem eigenen Körper und den damit verbundenen negativen Gefühlen, gibt es in der Regel nur wenig spürbare Empathie für die Leidtragenden in den Auseinandersetzungen.

Es greift jedoch oft zu kurz, wenn man sich bei dem Betrachten dieses Problemfeldes nur auf die Kinder und Jugendlichen konzentriert. So können etwa aggressive Verhaltensweisen von Kindern zum einen durch elterliche Vorbilder erlernt und/oder durch Erziehungsverhalten aufrechterhalten werden. Des Weiteren beobachten wir in der Praxis häufig, dass sich Kinder auffällig verhalten, wenn es in der Familie einen Konflikt auf der Elternebene2 gibt – und oftmals verschwindet das kindliche Problemverhalten, wenn der Elternkonflikt offen gelegt oder von den Eltern bearbeitet wurde. Manchmal zeigen Kinder und Jugendliche eine sehr große Veränderungsbereitschaft und schaffen für sich im Kleinen Meilensteine, treffen dann aber familiär auf „alte Strukturen“, die ihnen mittel- und langfristig wenig Unterstützung bieten. 

Wenn wir in unserer Arbeit so tun, als ob Kinder und Jugendliche quasi in einem „luftleeren Raum ohne Bezugspersonen“ leben, berauben wir Kinder und Jugendliche vieler Chancen, die Situation für sie in ihren Familien langfristig zu verbessern und zu stabilisieren. Es ist aus unserer Sicht wichtig, innere Zufriedenheit und Selbstachtung herzustellen.

Ich-Stärke als Fundament einer positiven Einstellung zum Leben dient als Zugangsvoraussetzung einer gesunden, wertschätzenden und emphatischen Kontaktgestaltung mit anderen im sozialen Umfeld. Unser Konzept basiert darauf, Konflikt- und Deeskalationsmanagement, Ausdauer und Durchhaltevermögen, Toleranz- und Verantwortungsbereitschaft bei den Teilnehmenden dauerhaft zu verbessern und zu stärken. Es fußt auf einem systemischen Ansatz, bei dem wir sowohl auf der Elternebene mittels Elternberatungen (und wenn nötig Sozialtraining) als auch auf der Ebene der Kinder und Jugendlichen mittels Sozialtraining ansetzen. Des Weiteren wird in der Abschlussphase auf der Familienebene in Form von Familienberatungen (auch mit Geschwisterkindern) gemeinsam mit allen Familienmitgliedern daran gearbeitet, dass Gewalt und normüberschreitendes Verhalten langfristig keinen Platz mehr in der Familie zu haben braucht.

 

2. Wer sind wir?

Die K O – Konfliktkompetenz und Opferempathie ist ein regionaler Anbieter für ambulante Anti-Gewalt-und Sozialtrainings. Unser Leitsatz lautet: Wer Kompetenzen erlernt, hat Gewalt nicht nötig! Und deshalb arbeiten wir mit Herz und Verstand daran, Kinder, Jugendliche und Erwachsene dabei zu unterstützen, ihre persönlichen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Unser Trainerteam besteht zurzeit aus 13 Personen und wir führen in mehr als 15 Städten und Kreisen Schleswig-Holsteins erfolgreich unsere Trainings durch. Fester Bestandteil unserer Sozialtrainings sind ebenfalls Gastbeiträge durch Expertinnen und Experten verschiedener Kontexte (z.B. Polizei, Judikative, Medizin o.ä.). Gerne führen wir im Rahmen unserer Arbeit ein Zwischen- oder Abschlussevent durch. Hierzu bestehen fruchtbare Kooperationen mit Henning Rohweder, Dipl.-Sozialpädagoge, vom Hochseilgarten Altenhof, mit Heiko Poschmann, als Fachübungsleiter Sportklettern verantwortlich für die Sportkletterwand der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, sowie mit Klaus Kuhfuß von der Initiative Gefangene helfen Jugendlichen SH. 

Gegründet wurde die KO – Konfliktkompetenz und Opferempathie von Michael Mohr.
Er ist Erzieher, Natursport – und Erlebnispädagoge sowie ausgebildeter Anti-Gewalt-Trainer. Michael Mohr verfügt über einen breiten Erfahrungsschatz im Bereich der ambulanten wie auch stationären Jugendhilfe, der aus über 20 Jahren praktischer Arbeit in vielfältigen Arbeitsfeldern resultiert. Er  fühlt sich dem systemischen Ansatz verpflichtet, so dass eine Erweiterung in Form einer Ausbildung zum systemischen Paar- und Familientherapeuten vor dem Abschluss steht.

Unser Ziel ist die sukzessive Qualitätssteigerung der Trainings durch konstruktive Auseinandersetzung mit Erwartungen, Rückmeldungen und Kritiken von Institutionen, Teilnehmenden und Trainerinnen und Trainer insbesondere unter den Aspekten Zufriedenheit der Involvierten, Imageerweiterung nach Positiv- und Negativ-Rückmeldungen sowie Öffnung für Anregungen, Ideen, Kritik und deren Umsetzung.

Zu diesem Zwecke werden z.B. zielgruppenspezifische Evaluations- und Rückmeldebögen ausgeteilt, die in jede Trainingsauswertung einfließen. Unsere Arbeitsgruppe Qualitätsmanagement setzt sich zusammen aus dem multiprofessionellen Leitungsteam, M.A. Patricia Luthe (Hauptfach: Pädagogik, Nebenfächer: Psychologie und Kriminologie) sowie Lars Riesner (Dipl.-Psychologe).

 

3. Wodurch zeichnet sich unser Leitbild aus? 

Unterstützt wird die elementare Grundhaltung der Arbeit durch unseren authentischen, vorlebenden Charakter und der wertschätzenden Haltung gegenüber den Teilnehmenden. Diese pädagogische Grundhaltung findet sich auch in unserem Leitbild wieder, das auf unserer speziellen Ausbildung  basiert. Unser Leitbild lässt sich durch fünf Säulen kennzeichnen.

3.1 Wir unterstützen die individuelle Ich-Optimierung

Ich-Optimierung ist für uns ein wesentliches und umfassendes Thema und geht insbesondere auf Dr. Michael Heilemann und Gabriele Fischwasser-von Proek zurück. Die Grundannahme ist, dass jeder Mensch seine Persönlichkeit (also sein Ich) optimieren kann, indem er seine persönlichen Grenzen erkennt, aber auch seine Stärken und Talente entdeckt und diese durch tägliche Wiederholungen trainiert und perfektioniert, was ihn zu Recht stolz auf sich sein lässt. Durch das so aufgebaute Selbstbewusstsein wird ihm ermöglicht, seine Schwächen nicht durch Gewalt kompensieren zu müssen. Eine wichtige Erkenntnis soll hier auch sein, zu Selbstbestimmung und Selbstverantwortung zu finden.

3.2 Wir loben lieber anstatt zu strafen

Die Lobkultur stellt den Menschen und sein persönliches Wachstum in den Mittelpunkt. Fremd- und Eigenlob zeigt den richtigen Weg direkt auf und bestärkt den Menschen, genau dort weiter zu gehen. Im Lob liegt die Anerkennung und Wertschätzung der eigenen Person, aber auch des Gegenübers.

3.3 Wir verfolgen eine klare Linie mit Herz

Klare Strukturen und Grenzen und die Vermittlung von Werten und Normen bieten Transparenz und damit Orientierungshilfe und entwicklungsgerechte Herausforderung. Genauso wichtig sind Wärme, Zuwendung und Respekt,  um Menschen in ihrem Selbst aufzubauen.

3.4 Niemand lebt in einem luftleeren Raum

Es ist kein großes Geheimnis: Kinder und Jugendliche leben in ihren Familien oder mit anderen Bezugspersonen. Es wäre für uns befremdlich, diese Tatsache zu ignorieren. Die einzelnen Familienmitglieder verhalten sich wie die einzelnen Elemente in einem Mobile: Verändert sich ein Element, dann verändern sich die anderen Elemente auch und alle suchen Stabilität, ein Gleichgewicht. Betrachtet man bei einem Mobile nur ein Element, sieht man nur einen Ausschnitt und nicht die Vielfältigkeit der Dynamik. Das wäre auch hier schade.

3.5 Wir haben die Leidtragenden im Blick

Unsere höchste Priorität hat es, weiteres Leid durch aggressives und grenzüberschreitendes Verhalten zu verhindern. Die kontinuierliche und immer wieder auftretende Perspektive aus der Sicht der Leidtragenden bewirkt bei den Verursachenden eine Förderung der angemessenen Eigen- und Fremdwahrnehmung (im kriminologischen Bereich spricht man von Opferempathie) und letztlich die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln. Dabei ist es bedeutsam, den Verursachenden und deren stillen Unterstützenden zu vermitteln, dass sie in ihrer Persönlichkeit anerkannt und wert geschätzt werden, wir aber ihr Handeln nicht akzeptieren.

 

4. Welche Ziele verfolgen wir mit unserem Familientraining?

Das K O – Familientraining arbeitet mit Familien, in denen mindestens ein Familienmitglied (meistens ein Kind oder Jugendlicher) durch physische oder psychische verletzende Verhaltensweisen aufgefallen ist oder diese aktiv oder passiv unterstützt haben.

Den Familienmitgliedern wird ein adäquates Repertoire sozialer Fertigkeiten über den Weg der konfrontativen Pädagogik sowie systemischen Beratung angeboten. Was vielleicht wie ein Widerspruch klingt, funktioniert. Durch die direkte Auseinandersetzung mit ihrem Verhalten werden sie dabei unterstützt, diese zu reflektieren. Sie erwerben dadurch neue Möglichkeiten an Verhaltensweisen und Handlungsstrategien in ihrem Alltag, die sie gewaltfrei und mit mehr Mut einsetzen können. Unsere Arbeit mit den Kindern und  Jugendlichen ist erfolgreich, da sie trotz direkter, normativer und grenzsetzender Ansprache, genau so viel Motivation in die positive Entwicklung der Teilnehmenden setzt.

Wir nehmen die Menschen, die zu uns kommen, ernst, sehen ihre Ressourcen und unterstützen sie dabei, eigene Lösungswege für sich zu entwickeln. Das globale Ziel des Trainings ist es, Familien zu ermöglichen, ihr Leben sozial angemessen und selbstverantwortlich zu führen.

Es gibt drei große Zielbereiche, auf die wir mit unserem Familientraining einwirken möchten: den Bereich der Selbstkontrolle, den Bereich der Sozialkompetenzen und den Bereich der Kognition. Die jeweiligen Ziele für die drei Bereiche werden in den Tabellen 1, 2 und 3 dargestellt.

Tabelle 1: Ziele unseres Familientrainings für den Bereich der Selbstkontrolle
Ziele Selbstkontrolle

  • Hinführung zur und Stärkung von Empathiefähigkeit
  • Steigerung des Selbstwertgefühls
  • Steigerung der Frustrationstoleranz
  • Stärkung des Erlebens von Eigenverantwortlichkeit
  • Verbesserung der Eigenreflexion
  • Hinführung zur Verhaltensänderung

 

Tabelle 2: Ziele unseres Familientrainings für den Bereich der Sozialkompetenz
Ziele Sozialkompetenz

  • Vermittlung von sozialen Handlungskompetenzen
  • Stärkung der Elternrolle
  • Reduktion von sozialer Unsicherheit
  • Vermittlung von Konfliktlösungsmöglichkeiten
  • Vermittlung von Werten und Normen
  • Vermittlung von günstigen Erziehungsstrategien und Familienregeln

 

Tabelle 3: Ziele unseres Familientrainings für den Bereich der Kognition
Ziele Kognition

  • Vermittlung von sozialen Handlungskompetenzen
  • Vermittlungen von Kenntnissen über Gewalt und deren Folgen
  • Aufzeigen der direkten und indirekten Leidtragenden
  • Hinführung zu Opferempathie
  • Hinführung zur Akzeptanz eigener Anteile an „Familienproblemen“
  • Vermittlung interkultureller Kompetenzen
  • Korrektur von unangemessenen Bewertungen in Konfliktsituationen
  • Vermittlung langfristiger Konsequenzen

 

5. Wie wollen wir diese Ziele erreichen?

Unser Konzept untergliedert sich in drei Bereiche: die gemeinsame Arbeit mit den Eltern, das Sozialtraining mit den Kindern und Jugendlichen und die abschließende gemeinsame Arbeit mit der ganzen Familie.

5.1 Kinder-/Jugendlichenebene

Das Konzept unserer Sozialtrainings basiert auf dem „Hamelner Modell“, das von Dr. Michael Heilemann und Gabi Fischwasser-von Proeck als Anti-Aggressivitäts-Training für jugendliche Strafgefangene entwickelt wurde. Der grundsätzliche Aufbau ist ein Vier-Phasen-Modell, welches wir jedoch an die jeweiligen Bedürfnisse und Erfordernisse der Teilnehmenden anpassen. So wird bei unserem K O – Familientraining vor allem die dritte Phase, in der insbesondere die sozialen Kompetenzen der Teilnehmenden trainiert werden, sehr viel stärkeres Gewicht zukommen.

Die erste Phase beinhaltet die biographische Analyse. Die Teilnehmenden erzählen ihre eigene Lebensgeschichte ab etwa dem 3. Lebensjahr. Sie wird auf einer „chinesischen Wandzeitung“ festgehalten. Wir möchten damit für die eigene Geschichte und den
familiären Kontext  sensibilisieren sowie das eigene „Schicksal“ und bisherige Gewalterfahrungen, Handicaps Kränkungen transparent machen. Bedeutsam sind aber auch in dieser Phase das Aufzeigen von zukunftsweisenden Lichtblicken und das Herausarbeiten von persönlichen Ressourcen. Die Gruppe, bestehend aus den Teilnehmenden und einem koedukativen Trainerteam, stellt unterstützend Fragen zur Lebensgeschichte und hilft dabei Erinnerungen wachzurufen. Dadurch erfahren die Teilnehmenden gleichzeitig das Interesse und die Anerkennung der eigenen Person durch die Gruppe.

In der ursprünglichen Form des Hamelner Modells geht es in der zweiten Phase um die Konfrontation der jugendlichen Straftäterinnen und Straftäter mit der eigenen Tat. Die Teilnehmenden werden dabei angeleitet, sich detailliert mit der Ausarbeitung des Tattages, des Tatvorganges, der Opferperspektive und der Folgen für das Opfer auseinanderzusetzen. Außerdem sollen Legitimationsstrategien aufgedeckt werden. Dies erscheint aufgrund der Zielgruppe zumeist in dieser Form und Intensität nicht notwendig.

In K O – Familientrainings sollen sich die Teilnehmenden jedoch mit aktuellen Problemlagen und Konflikten des sozialen Miteinanders in der Familie, des Schulalltags und in der Freizeit auseinandersetzen und sich der Befragung durch die Gruppe stellen. Bei Kindern und Jugendlichen, die wiederholt aktiv gewalttätig wurden, ist diese Phase ausführlicher zu gestalten.

In unserem K O – Familientraining fokussieren wir vor allem auf die dritte Phase, die das Kompetenztraining umfasst. Verschiedene Handlungsmodule für Ich-Wachstum stehen zur Verfügung. Sie sollen den Kindern und Jugendlichen ermöglichen, die eigenen Kompetenzen und Begabungen zu erkennen, realistisch einzuschätzen und die Bemühungen der anderen schätzen zu lernen. Die verschiedenen Handlungsmodule, die wir auf die Bedürfnisse der Gruppe jeweils flexibel abstimmen und auswählen, werden in Tabelle 4 übersichtlich dargestellt.

Tabelle 4: Handlungsmodule im Kompetenztraining der Phase 3 unseres Sozialtrainings
Handlungsmodule und Kompetenztraining (Phase 3)

Rhetorik-Training Reden vor Publikum, angemessene Ausdrucksweise
Anti-Coolness-Training Körperliche Abwehrtechniken, Provokationstest
Training interkultureller Kompetenzen Sensibilität und Akzeptanz anderer Kulturen und Religionen, Hintergrundwissen
Training von „OFF-Sein“ Unerreichbarkeit als Freiheit begreifen, Gelassenheit üben
Eigen- und

Fremdwahrnehmung

Wie reagiere ich, worauf und warum? Wie erlebe ich mein Gegenüber? Welche Alternativen gibt es?
Körperresonanz Körperliche Reaktionen in Verbundenheit mit Gefühlen; Gefühle wahrnehmen, zulassen und verbalisieren
Rollenspiele Förderung der Wahrnehmung,  Unterstützung von Sprache und Ausdruck
Kognitive Trainings Spiele zur Konzentrationsfähigkeit, Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischen Umsetzungsmöglichkeiten im Handlungsalltag, Erweiterung des Sprachschatzes, Gehirnjogging (Logik-Training, Gedächtnis-Training, Konzentrations-Training, Training der sprachlichen Intelligenz)
Anti-Blamier-Training Bewertungsängste nehmen, Steigerung des Selbstwertes
Nähe-Training Lernen, Nähe zu geben und zu erhalten, Abbau von Misstrauen, Lösung von Schuldgefühlen
Entspannungsschulung Kennenlernen von mentalen Entspannungstechniken zur Regulierung von Erregungszuständen, Regeneration
Sportliche Aktivitäten Abbau von Aggressionen, Stärkung des Selbstwertes, positive Lenkung von Ehrgeiz, Fitnesscheck (Ausdauertraining, Kondition           

In der vierten Phase, der Realisationsphase, ist das Ziel, eine Art von Wiedergutmachung für die Leidtragenden zu erreichen.  In der Gruppe werden die Fragen der Angemessenheit, Aufrichtigkeit und Wirkung erarbeitet. Die Vorschläge werden bewertet und über die Umsetzung entschieden. Wenn die Leidtragenden bekannt und erreichbar sind, ist diese Wiedergutmachung direkt möglich. So könnten etwa die Klassendienste als Entschuldigung übernommen werden oder ein Geschenk gebastelt werden. Sollten auch Familienmitglieder unter den Leidtragenden sein, dann wäre auch die sich anschließende Familienberatung ein guter Ort, um über die Wiedergutmachung zu sprechen. Sind die Leidtragenden nicht bekannt oder bei strafrechtrelevanten Verhalten aus Gründen des Opferschutzes nicht erreichbar, könnte etwa ein Brief an die Leidtragenden formuliert werden und vor der Gruppe verlesen werden (jedoch wird der Brief nicht abgeschickt) oder ein eher ideeller Ausgleich für die Gesellschaft initiiert werden.

5.2 Elternebene

Die Arbeit mit den Eltern in unserem K O – Familientraining findet in gruppenbasierten Elterntrainings statt. Eine zeitliche und inhaltliche Verzahnung zum Sozialtraining der Kinder und Jugendlichen ist für uns von besonderer Bedeutung. Dies betrifft insbesondere die Phase der biographischen Analyse und des Kompetenztrainings. Bei den Eltern fokussieren wir vor allem auf die folgenden Handlungsmodule: Eigen- und Fremdwahrnehmung,

Körperresonanz, Rollenspiele und Verknüpfung von theoretischem Wissen bzgl. Aggression sowie Erziehung und der praktischen Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag. Wir möchten die Eltern dabei unterstützen, „ihre Themen“ aktiv zu bearbeiten und ihre Elternrolle wieder mehr anzunehmen bzw. sie in ihrer Stärke zu unterstützen. Grundsätzlich zeichnet sich unsere Arbeit durch Wertschätzung, Lösungs- und Ressourcenorientierung aus. Durch die Konzeption als Gruppensetting wird den Eltern deutlich, dass sie nicht alleine mit dieser Problematik sind und können jeweils von den Erfahrungen und Lösungsentwicklungen der anderen Eltern lernen und profitieren.

Sollte sich im Rahmen des Elterntrainings der Wunsch eines Elternteils entwickeln, selbst an einem Sozialtraining teilzunehmen, um eigenes aggressives Verhalten besser kontrollieren zu können, ist eine solche Teilnahme möglich und auch sinnvoll. Der Ablauf und die Inhalte unterscheiden sich von dem Sozialtraining für Kinder und Jugendliche nur marginal.

Die Arbeit mit den Eltern ist standardmäßig als Gruppenangebot konzipiert, sollte jedoch ein besonderer Bedarf an Einzelberatung der Eltern bestehen, können wir dies ebenfalls leisten.

5.3 Familienebene

In der letzten Phase unseres K O – Familientrainings führen wir den Veränderungsprozess der Eltern und den der Kinder bzw. Jugendlichen (und ggf. ihre Geschwister) wieder zusammen und laden die Familie ein, sich in „ein Boot zu setzen“. Grundsätzlich soll in den Familienberatungen gemeinsam der Ist-Zustand der Familie (Wo stehe ich bzw. wo stehen wir jetzt? Wo kann ich positive Veränderungen bei mir und bei den anderen wahrnehmen?) und gemeinsame Zukunftsperspektiven erarbeitet werden (Was kann ich bzw. was können wir erreichen? Was ist für mich bzw. uns möglich? Was bringe ich bzw. bringen wir an Ressourcen mit? Was wünsche ich mir?). Sofern der Wunsch von einigen Familienmitgliedern besteht, sich für Vergangenes zu entschuldigen oder Wiedergutmachungen anzubieten (z.B. für die Zuschreibung des „Sündenbockes“ oder für die Konsequenzen des aggressiven Verhaltens), bietet sich hier ein geschützter Raum, auch um Verständnis für einander zu entwickeln und zu festigen. Die Familie wird dabei unterstützt wertzuschätzen, dass jedes Familienmitglied sich im K O – Familientraining engagiert eingebracht hat, um die familiäre Situation zu verbessern. Das Selbstwirksamkeitserleben der Familie, Probleme selbst aktiv anzugehen und Lösungen zu entwickeln, lässt sich so steigern. Das Familiensetting bietet auch die Möglichkeit, aktuelle Schwierigkeiten in der Familie anzusprechen und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Außerdem sind Rollenspiele möglich, um sich über das Spiel potenziellen Risikosituationen, in denen es in der Vergangenheit häufiger zu aggressiven Verhaltensweisen kam, anzunähern und das Risiko für die Zukunft gemeinsam weiter zu minimieren. Damit der durch unser K O – Familientraining angestoßener Veränderungsprozess auch nach dem Ende unseres Angebots weiter qualifiziert begleitet werden kann, ist aus unserer Sicht ein Einbezug einer Familienhelferin oder eines Familienhelfers sehr sinnvoll.

 

6. Mit wem wollen und können wir diese Ziele erreichen?

Unsere Kernzielgruppe für unser K O – Familientraining sind Familien mit Kindern und Jugendliche ab dem 8. Lebensjahr, die durch gewalttätiges Verhalten aufgefallen sind. Sie können, müssen aber (noch) nicht polizeilich bekannt sein.

Grundsätzlich sollten die Kinder und Jugendlichen in der Lage sein, bis zu 2 Stunden in einem Gruppensetting konzentriert zu arbeiten (selbstverständlich unterbrochen durch Pausen),

Modulen der Wissensvermittlung intellektuell zu folgen sowie über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen. Bei einigen Handlungsmodulen wird körperliche Mobilität vorausgesetzt, sodass die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit körperlichen Behinderungen zumindest genauester Absprachen bedarf. 

Des Weiteren müssen die Rahmenbedingungen und Regeln, die im Training und in den Beratungen gelten sollen, von den Teilnehmenden akzeptiert werden (unterschriebener Teilnahmevertrag). Ausschlusskriterien sind insbesondere akute Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Depression mit Krankheitswert/Suizidgefährdung, sexuelle Gewalt bzw. Kindesmissbrauch (als Täterin oder Täter), geistige Behinderung sowie schwere Traumatisierung mit einhergehender Beratungsresistenz.

 

7. Wie sehen unsere Rahmenbedingungen aus?

Unser K O – Familientraining umfasst insgesamt ca.20- 60 Zeitstunden. Der genaue Ablauf ist Tabelle 5 zu entnehmen. Es können pro Training 1 bis 8 Kinder/Jugendliche, sowie im Elterntraining 1 bis 8 Elternteile, teilnehmen.

Tabelle 5: Zeitstundenverteilung bei unserem Elterntraining über 40 Stunden.
Rahmenbedingungen unseres Elterntrainings

Vorstellung unseres Trainings bei den vorgeschlagenen Eltern und Kindern/Jugendlichen 2 Zeitstunden
Elterntraining 12 Zeitstunden insgesamt
Sozialtraining mit den Kindern und Jugendlichen 12 Zeitstunden insgesamt
Familienberatung mit den Kindern und Eltern 12 Zeitstunden insgesamt
Abschluss mit der ganzen Familie (Hochseilgarten) 2 Zeitstunden

Unsere Elterntrainings zur Intervention oder Prävention können als Projektwoche oder wöchentlich fortlaufendes Training realisiert werden und werden bzgl. der Organisation und Schwerpunktsetzung eng an die Bedürfnisse der Familien angepasst.

Alle Trainings werden von einer oder einem zertifizierten Anti-Gewalt-Trainer durchgeführt, der oder die zusätzlich eine pädagogische Ausbildung oder Studium sowie ausreichende Kenntnisse in systemischer Beratung vorweist und in ihrer oder seiner Arbeit am besten durch eine Familienhelferin oder einen Familienhelfer unterstützt wird. Durch diese Kooperation während des Trainings ist zum einen die optimale Anpassung auf die Familiensituation gewährleistet, zum anderen kann die Nachbearbeitung in qualifizierte Hände vor Ort gegeben werden.

Die Preisgestaltung richtet sich nach der Gruppenstärke und wird in Tabelle 6 dargestellt. Bei Jugendlichen und Heranwachsenden kann das Training als Maßnahme einer Sozialen Gruppenarbeit betrachtet werden (§§ 27, 29 KJHG). Dem entsprechend ist eine Kostenübernahme mit den zuständigen Jugendämtern zu klären. Im Gerichtsverfahren ist zwischen Jugendgerichtshilfe und dem Gericht zu klären, ob die JGH die Auflage/Weisung befürwortet und das Jugendamt die Kosten trägt.


Tabelle 6: Preisgestaltung unseres systemischen Anti-Gewalt- und Sozialtrainings

ANZAHL DER FAMILIEN STUNDENSATZ PRO FAMILIE DAUER DER TRAININGSEINHEITEN UMFANG
1 Familie € pro Stunde 2,0 Stunden pro Woche 20 Std.
2 Familien € pro Stunde 2,0 Stunden pro Woche 40 Std.
3 Familien € pro Stunde 2,0 Stunden pro Woche 40 Std.
4 Familien   pro Stunde 2,5 Stunden pro Woche 40 Std.
6 Familien € pro Stunde 4,0 Stunden pro Woche 60 Std.
8 Familien € pro Stunde 4,0 Stunden pro Woche 60 Std.

1 Im Interesse einer flüssigen Lesbarkeit wird bei dieser Konzeptdarstellung im Text auf die Angaben von entsprechender Fachliteratur verzichtet. Bei unserer Arbeit ist es uns jedoch sehr wichtig uns auf dem aktuellen Forschungsstand zu bewegen und nur Methoden anzuwenden, die sich in der Praxis bewährt haben. Wir orientieren uns grundsätzlich stark an den Werken Dr. Michael Heilemann und Gabriele Fischerwasser-von Proek (z.B. M. Heilemann & G. Fischerwasser-von Proek (2005). Ich-Optimierung: Loben statt Strafen – Die Abrundung des Anti-Aggressivitäts-Trainings. Lengerich: Pabst.). Für den Kontext „systemisches Arbeiten“ konzentrieren wir uns vor allem auf die Werke von Schlippe (z.B. A. von Schlippe, A. & J. Schweitzer (2007). Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. (10. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck).

2 Im Konzept sprechen wir im Sinne einer flüssigeren Lesbarkeit häufig von „Eltern“. Uns ist bewusst, dass dies der Vielfalt der heutigen Familiensysteme nicht gerecht wird. Selbstverständlich richtet sich unser Konzept nicht nur an so genannte Kernfamilien, sondern auch an Stieffamilien, Zweitfamilien, Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien usw.

www.ko-agt.de

www.ko-coaching.de